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In Echtzeit verarbeitete menschliche Biosignale bilden die Basis der Synthetisierung, Modulation und Steuerung von Ton, Bild und Licht. Als technisches Herzstück dient uns die RealTime Biosignal Workstation, ein für den experimentellen Forschungseinsatz konzipiertes Computersystem des Instituts für BiosignalEngineering.

Wir versuchen eine möglichst transparente Umsetzung der unterschiedlichen Körpervorgänge zu erreichen. Ziel ist, ohne zusätzliche Erklärung jedes Biosignal eindeutig abzubilden und damit - trotz ausschließlicher Verwendung elektronischer Klangerzeuger - ein neuartig menschliches Klanggebäude zu schaffen.

Die Atmung ist - sozusagen als Grundschwingung - zu jedem Zeitpunkt der Performance in unterschiedlichen Dimensionen vertreten: Ein-/Ausatmung, Brust-/Bauchatmung, Atemtiefe, Atemfrequenz und Atempausen. In Phase 1 und 2 sind akustische Atemfraktale, die durch die Ausatmung getriggert werden, zu hören.

Die Herztätigkeit wird in Form des Elektrokardiogramms sowie der - an Ohrläppchen oder Finger meßbaren - peripheren Durchblutung erfaßt. Ausgewertet und umgesetzt werden Herzschlag, Herzfrequenz, Pulsvolumenamplitude und Pulstransitzeit - PulseTransitTime. Letztere stellt ein kontinuierlich erfaßbares Äquivalent zum Blutdruck dar. Die genannten Parameter bilden die Quelle von individuell programmmierten Sounds, die die rhythmische Herzaktivität in all ihren Facetten hör- und spürbar machen sollen - z.B. die "Herzpumpe" in Phase 0.

Der Tonus verschiedener oberflächlicher Muskeln wird durch das Elektromyogramm erfaßt. In Phase 5 modulieren die beiden Trapezmuskel die Obertonstruktur eines auf dem Keyboard gespielten Sounds.

Das Elektrookulogramm liefert Information über horizontale und vertikale Augenbewegungen, sowie Lidschäge. Beispielsweise wird in Phase 4 und 6 die Panoramaposition eines Sounds von horizontalen Augenbewegungen gesteuert. In der RealTime-Performance ist die Steuerung von Lichtkegeln und die Bewegung graphischer Objekte geplant.

Die Hirntätigkeit wird durch das Elektroenzephalogramm an mehreren Schädelpositionen gemessen. Aus dem Roh-EEG werden spektrale Leistungsdichte, Kohärenz jeweils zweier EEG-Wellen sowie langsame Hirnpotentiale errechnet und umgesetzt. In Frequenzbänder zerlegte Amplitudenspektren bilden die Grundlage der zunehmend harmonischen Klänge bei Phase 1. Die zugehörige Graphik ist eine farbcodierte Darstellung derselben Spektralverläufe über einer Zeitachse. Wir werden auch EEG-Samples in den hörbaren Bereich transponieren und diese zum Teil umdrehen.

Der von zwei Fingern erfaßte elektrische Hautwiderstand liefert in erster Linie Information über die Schweißdrüsenaktivität. In der letzten Phase steuert die Hautwiderstandsreaktion die Tonhöhe einer Sirene, deren Panoramaposition von den Augenbewegungen eines anderen Akteurs moduliert wird.

Die periphere Körpertemperatur wird ebenfalls von den Fingern abgeleitet. Die langsame Änderung dieses Signals eignet sich beispielsweise zur Steuerung des Tempos eines Musikstücks oder für die Modulation der Lichtfarbe oder -intensität.